Die Bergstadt Johanngeorgenstadt
wurde als letzte bedeutende Bergstadt des sächsischen Erzgebirges im Jahre 1654 von böhmischen Exulanten gegründet. Die Gegenreformation in Böhmen Anfang des 17. Jahrhunderts trieb viele Menschen, darunter Familien von Bergleuten aus der Gegend von Platten, in das sächsische Grenzgebiet. Auf der Suche nach Silbererzen wurde man 1658 erstmals fündig. Bis ins 15. Jahrhundert geht bereits ein Bergbau auf Zinn- und Eisenerze zurück, welcher jedoch zur Stadtgründung keine Verbindung aufweist.
Im Jahre 1671 wurde mit dem Vortrieb eines Stollens auf dem sog. Frisch Glück Spat, einem mit 70° einfallenden Silbererzgang, am Hinteren Fastenberg begonnen. Der Stollen lieferte 1682 das erste Silbererz. Die dann in grösseren Mengen brechenden Silbererze führten einerseits dazu, dass bereits 4 Jahre später der gesamte Verlag zurückgezahlt werden konnte, andererseits entwickelte sich die Grube zur Reichsten der Stadt. Von 1684 bis 1730 wurden insgesamt Erze mit einem Reinsilbergehalt von 9200 kg aus der Grube ausgebracht. Das höchste Ausbringen erreichte man 1716 mit 2400 kg.
Zur Hebung der in großen Mengen zusetzenden Grubenwässer nahm man 1696 das erste Kunstgezeug des Reviers auf Frisch Glück, betrieben von einem 8,5 m hohen Kunstrad, in Betrieb. In einer Entfernung von etwa 170 m vom Stollenmundloch wurde der Frisch Glück Kunst- und Treibeschacht geteuft, ein tonnenlägiger, zweitrümiger Blindschacht mit einem Einfallen von 70° nach Süden (im Gang niedergebracht). Um 1780 war er mit 175 m Tiefe der tiefste Schacht im Fastenberg.
Ab 1720 kam es zu einem Rückgang der Silberförderung und man versuchte durch die Neuauffahrung tieferer Sohlen neue Lagerstättenteile zu erschliessen. Der Freiberger Oberbergkommissar Anton von Heynitz arbeitete ein Tiefbauprojekt aus und ordnete 1784 die Untersuchung der Erzgänge im Bereich der 95-Lr.-Strecke (+524.00NN) an. 1792 wurde die 140-Lr.-Strecke (+440.00NN) aufgefahren. Diese Versuche zur Verbesserung des Erzausbringens schlugen fehl, sodass die Arbeiten 1810 eingestellt wurden und die Grubenbaue unterhalb des St. Georg Stollens (+678.00NN) absoffen. Im Jahre 1829 erfolgte die Vereinigung der Gruben Frisch Glück und Neujahr.
Am 9. April des Jahres 1838 begann eine neue Epoche in der Geschichte der Grube. Nach einem Plan des sächsischen Oberberghauptmannes Freiherr von Herder (gest. 1838) wurden 7 Fastenberger Gruben zur Gewerkschaft VEREINIGT FELD IM FASTENBERG zusammengeschlossen:
Frisch Glück Fundgrube samt Neujahr und Georg Wagsfort Erbstolln
Gnade Gottes Fundgrube samt Neujahr Maßen mit Römisch Adler Gemeinschaftlich Feld
Gottes Segen Erbstolln und St. Georg Fundgrube
Hohneujahr samt Unverhofft Glück Fundgrube (Standort Pferdegöpel 1993)
Neu Leipziger Glück Fundgrube (ehem. Standort Pferdegöpel bis 1947/48)
Grube Gotthelf Schaller
Silberkammer und Hermann Fundgrube.
Man erhoffte sich durch die Betriebskonzentration günstigere Bedingungen für den Abbau der Lagerstätte und konnte durch das nun erhöhte Kapital neue Tiefbauprojekte ausführen. Kernstück dieser Projekte war der Kunst- und Treibeschacht von Frisch Glück. Von 1839 bis 1843 trieb man eine 170 m lange, neue Rösche vor (heutiger Zugang zum Lehr- und Schaubergwerk). Diese lag etwa 5 m über dem alten Frisch Glücker Stolln von 1671. Dadurch erhielt man eine größere Fallhöhe für das Aufschlagwasser der zu installierenden Wasserräder. Bis zur Sohle des St. Georg Stolln (+678.00NN) standen nun 25 m Fallhöhe zur Verfügung. Zwischen 1840 und 1842 trieb man durch Bohr- und Spreng- sowie Schlägel- und Eisenarbeit eine 27 m tiefe Radstube für die beiden Kunsträder vor. Zusätzlich wurde noch eine zweite Radstube für das Kehrrad der Wassergöpelanlage vorgetrieben. Ein insgesamt 646 m langer Kunstgraben wurde ausgestochen und ausgemauert, welcher das Wasser des Breitenbaches (Grenzbach) der Rösche zuführen sollte. 1844 wurde eine Kaue vor dem Röschenmundloch errichtet. Von 1843 bis 1844 erfolgte der Einbau des unteren, 12,5 m hohen Kunstrades in die Radstube sowie des 11,3 m hohen Kehrrades. Das Kunstrad trieb im Schacht eingebaute hölzerne Saugpumpen mit einer Saughöhe von etwa 8 m an. Aufgrund der steigenden Wasserzuflüsse in größeren Tiefen baute man 1859 noch ein weiteres 12,5 m hohes Kunstrad in die bereits bestehende Radstube ein. Dieses trieb eiserne Druckpumpensätze mit etwa 60 m Druckhöhe. Zur Kontrolle der Pumpenfunktion im Schacht wurde ein Gestänge bis in die Kaue geführt und damit der Bergmann im Glockenturm bewegt. Bei jeder Umdrehung der Kunsträder schlug dieser eine Signalglocke an (ca. 7 min-1 ), was den einwandfreien Pumpenbetrieb im Schacht anzeigte. Dieses Signal gab der Grube den Namen "Glöckl" im Volksmund. Im Jahre 1844 begann man mit der Sümpfung der Grube vom Frisch Glück Schacht aus und erreichte folgende saigere Teufen unter der Sohle des St. Georg Stollens:
1845 064.00 m +614.00 NN frei 40-Lr.-Strecke
1847 110.60 m +567.40 NN frei 66-Lr.-Strecke
1848 136.60 m +541.40 NN frei 78-Lr.-Strecke
1853 228.00 m +450.00 NN frei 120-Lr.-Strecke
1863 281.00 m +397.00 NN frei 160-Lr.-Strecke.
Nach 1860 wurde der Schacht weitergeteuft und erreichte bei 342 m unter der Stollnsohle der Aufschlagrösche den Granit. Da die Gänge im Granit vertauben bzw. gänzlich steril sind, gab man die Schachtteufe bei 377 m unter Schachtansatzpunkt auf, sodass die 180-Lr.-Strecke (+360.00 NN) die tiefste Sohle des Reviers war.
Die Schachtförderung erfolgte von 302 m bis 240 m Teufe mit einem Handhaspel, von dort aus bis zum Frisch Glück Stolln mit der Wassergöpelanlage. Der Transport des Erzes bis nach über Tage wurde über den Stolln mit Hunten ausgeführt.
Ab 1870 sank der Silberpreis durch die Einführung der Goldwährung rapide, sodass das Tiefbauunternehmen wieder ein Mißerfolg wurde. Man baute in den Folgejahren verstärkt andere Erze ab, konnte aber keine nennenswerten Gewinne erzielen. Besonderes Interesse lag auf Wismuterzen (Wismutpreis stieg um das 15fache) und Uranerzen. Letztere hatten bereits seit 1820 Bedeutung; um 1850 waren sie bereits einmal Haupteinnahmequelle der Grube. Von 1820 bis 1913 wurden ca. 30 Tonnen Uranerze, meist Uranpechblende, gefördert.
Das Sprengen mit Schwarzpulver (=Schießpulver, >63.3 % Salpeter, >20.0 % Schwefel, >16.7 % Holzkohle) wurde 1897 durch Dynamit ersetzt, wodurch die Vortriebsleistung gesteigert werden konnte. 1904 wurde letztmalig ein Wasserrad erneuert, 1910 wurden alle Wasserräder abgebrochen und man ging zur Nutzung der Elektroenergie über. Zu Einsparung von Kosten errichtete man auf der Grube ein eigenes Wasserkraftwerk auf der Sohle des St. Georg Stollens. Die Kehrradkammer wurde zum Wasserspeicher (ca. 500 m3). Von dort aus versorgte ein 34 m langes Fallrohr von 0,5 m Durchmesser die Turbine mit Aufschlagwasser. Der angeschlossene Generator leistete 58 PS, womit man eine elektrische Schachtwasserpumpe (Doppelplungerpumpe) betreiben konnte. Ab 1911 wurde der Maschinenraum elektrisch beleuchtet. 1919 wurde ein Verdichter installiert und druckluftbetriebene Bohrhämmer eingeführt. Dadurch stieg die Vortriebsleistung weiter an (0,2 m/ Mann/ Schicht).
Die Förderung von Uranerzen stellte man 1914 ein, nahm sie aber bereits 1920 wieder auf. Das schwere Hochwasser vom 6. Juli 1931 ließ einen großen Teil der tieferen Sohlen absaufen. Der Bergbau mußte zeitweilig eingestellt werden. Zwischen 1933 und 1945 gehörte die Grube zur Betriebsabteilung Vereinigt Feld der Sachsenerz Bergwerks GmbH bzw. AG. Bis in den Sommer 1945 hinein wurden Wismut- und Uranerze gefördert. Zur Verbesserung der Wasserhaltung installierte man eine Kreiselpumpe im Schacht und erweiterte 1937 das Druckluftnetz auf 3500 m Rohrleitungen.
Im Spätsommer 1945 bricht nochmals ein neues Kapitel der Geschichte für die Grube an. Nach der Besetzung des Gebietes durch die Rote Armee wird die Betriebsabteilung Vereinigt Feld am Fastenberg der sowjetischen Buntmetallaktiengesellschaft WISMUT per Befehl der sowjetischen Militäradministration angegliedert. Vor dem Hintergrund der amerikanischen Atombombenabwürfe beginnt ein fieberhaftes Ringen um Uran für eine Atombombe der Sowjetunion. Unter denkbar schlechten Bedingungen arbeiten Zehntausende in den ersten Nachkriegsjahren im sog. Objekt 1 (Johanngeorgenstädter Bergrevier). Um 1950 werden ca. 80000 Mitarbeiter gezählt. Die Einwohnerzahl der Stadt steigt von 6500 im Jahre 1945 auf 42000 nach 1950 an. Der Frisch Glück Kunst- und Treibeschacht wird zum Schacht 1 des Unternehmens. Im Jahre 1949 besitzt die UdSSR eine eigene Atombombe. Nach 1955 geht der Bergbau stark zurück und wird 1958 eingestellt. Bis dahin lieferte der Fastenberger Bergbau einige 10000 Tonnen Uranerze an die Sowjetunion mit einem Uraninhalt von ca. 3500 Tonnen. Zahlreiche Bergschäden machten und machen sich bemerkbar, die zum Abriß von Teilen der historischen Altstadt führten. Weitere Teile der alten Stadt wurden im Zuge geplanter Resterzgewinnung (Versatz im FSB) und ökonomischer Fehlinterpreationen der Vorratslage Anfang der 50er Jahre geräumt und abgerissen. Bis heute hat sich die Stadt nicht von dieser Zerstörung erholt.
Im Zuge des Nachkriegsbergbaues entstanden auf Frisch Glück 2 neue Maschinenräume für die Förderung im Blindschacht. Der Schacht selbst wurde viertrümig ausgebaut. Parallel zur alten Aufschlagrösche wurde bereits 1947 ein neuer Stollen (Frisch Glück Neu) zur Bewältigung der steigenden Fördermengen vorgetrieben. Am 24. September 1958 wurde die Flutung der Grube von der 180-Lr.-Strecke aus eingeleitet. 1959 wurde die stark beschädigte Kaue rekonstruiert. 1974 begann man mit der Erschließung kleiner Teile der Grube als technische Schauanlage. Im Jahre 1991 erfolgte ein Personalwechsel und die Neuorientierung der Anlage als Lehr- & Schaubergwerk wurde in Angriff genommen. Bisher wurden zahlreiche Erlebnisbereiche neu- oder umgestaltet.
Das Führungsprogramm wurde wesentlich erweitert und wissenschaftlich grundlegend überarbeitet. In den Folgejahren sind entsprechend der Finanzausstattung weitere Projekte geplant. Grundlegende Instandhaltungs- und Erweiterungsarbeiten erfolgten 1995/96 in Höhe von 970000 DM durch Fördermittelzuweisungen von Land und Bund. Ein neues Huthaus entstand 1997 und bildete die Grundlage für die weitere solide Museumsarbeit.